Die Wiederentdeckung der ehemaligen Erzgruben von Schmitten, ein Kurzporträt
Vreni Giger-Item, Haldenstein
Wo befinden sich die Erzgruben?
Die ehemaligen Erzgruben im Schmittner Berg sind in der Landeskarte der Schweiz (Blatt Bergün 258 [1:50 000], Blatt Filisur 1216 [1:25 000]) auf 2546 m Meereshöhe, direkt unter dem Grate, welcher den Guggernell mit dem Tiaunhorn verbindet, eingezeichnet.
In gut zweistündigem Aufstieg von der Schmittner Alp führt ein Bergpfad zunächst durch Legföhrenhänge, dann über kärgliche Alpweiden und zwischen Felstrümmern sich hindurchwindend zu den Bleigruben. Als Erstes sieht man noch die Reste der einstigen Gebäulichkeiten, die aus Werkstatt (Schmiede) und Unterkunftsräumen für die damalige Belegschaft bestanden hatten, sowie Reste der Scheidehütte.
<<Er kam, sah und siegte!>>
Eine Woche später pilgerten schon einige sowie zwei frustrierte Gesichter mit dem erfolgreichen Richard und Sohn Richi zur Besichtigung der unterirdischen Erzlagerstätte in den Bleiberg hinauf. Vater Richard war seither Strub Nr. 2, und diese Höhle wurde zu seinem Heiligtum. Er und sein Sohn Richi unterhielten diese mit Leib und Seele, und so wurde an jedem freien Tag ununterbrochen, wenn das Wetter einigermassen mitspielte, dort oben gearbeitet. Es wurden durch den Vater auch unzählige Führungen mit Bergbaufreunden, Touristen und anderen Interessierten gemacht. Richard Item gelang es auch, nachträglich ohne Plan am 10. August 1968 den Hüttenstollen zu finden. Selbst seine Frau Vreni Item-Stoller arbeitete ein Dutzend Mal dort oben. So karrte sie einmal an einem Sonntag gleich 32 bleischwere Karretten voll Schutt aus dem Hauptstollen, durch den 15 Meter langen ganz schlecht begehbaren Eingang ins Freie hinaus. Würden das heute Ehefrauen auch noch tun?
Die Besuche heute
Historische Streiflichter
Die Ausbeute im Schmittner Berg muss befriedigend gewesen sein, und die Qualität des Erzes wird als sehr gut bezeichnet. Die Gruben auf dem Gebiete von Schmitten (südseits des Kammes) wurden seit jeher zusammen mit demjenigen auf der Nordseite (Alp Ramoz) betrieben. Dort, nahe des wild gezackten Kammes, in hoher Felswand, können heute noch drei Gruben festgestellt werden, in welchen gleichartiger Bleiglanz gewonnen worden ist. Da diese drei Gruben auf Alvaneuer Gebiet sind, weist eine Urkunde aus dem Jahre 1648 auf grössere Streitigkeiten zwischen den Gemeinden Schmitten und Alvaneu hin, wegen Blei- und Erzfuhren. Ein unparteiisches Gericht entschied zu Gunsten von Schmitten, weil das Erz zur Hauptsache auf dem Gebiet dieser Gemeinde gewonnen worden ist. Die Metalle, die im Bleiberg gewonnen wurden, waren dazumal ein Machtmittel und stellten ein riesiges wirtschaftliches Potenzial dar. Wer Eisen hatte, um Werkzeuge und Waffen herzustellen, und gar noch Blei, um damit zu schiessen, der hatte die uneingeschränkte wirtschaftliche und politische Macht.
Ausblick
Bahnhofstrasse 9
7023 Haldenstein
Literaturverzeichnis
- Über die einstigen Bergwerke im Albulatal, A.Bernhard, Wiesen, Terra Grischuna, Oktober 1966
- Alte Bleigruben neu entdeckt, Mathias Balzer, Schmitten, Bündner Jahrbuch 1970
- Erzlagerstätten und Bergbau im Schams, in Mittelbünden und im Engadin, 1935, Ed. Escher, Beiträge zur Geologie der Schweiz
- <<Schweizer Strahler>>, G. Rüdlinger, 1979, Vol. 5, Nr. 3
- Festschrift des Zehngerichtenbundes von Staatsarchivar Dr. Gillardon, Staatsarchiv Chur
- <<Arosa ein Bergbauzentrum auf Metallerze in Graubünden 1440>> von Th. Schneider
- Die alten Bleigruben im Schmittner Berg, Ing. A. Bernhard, Wiesen
- Geschichte des Bergbaus der östlichen Schweiz, Placidus Plattner, 1878, Chur, bei Sprecher u. Plattner
- Der alte Bergbau am Bleiberg bei Schmitten im Albulatal, Christian Brazerol, Schmitten und Hans Krähenbühl, Davos, Bergknappe12, 2/1980
Informationen über den Schmittner Bleiberg:
- Richard Item, Schmitten, Telefon: +41 81 404 13 31, Mobile: +41 79 611 15 50,
- oder Thomas Widmer, Schmitten Tourismus, E-Mail: info@schmitten-tourismus.ch